Three Passes Trek Nepal Tag 3: Namche Bazaar - Khunde - Khumjung
Start: Namche Bazaar, 3’440m.ü.M.
Ziel: Khunde, 3’840m.ü.M. / Khumjung, 3’790m.ü.M. / Namche Bazaar, 3’440m.ü.M.
Datum: 14.03.2023
Start in Namche Bazaar: 08:06 Uhr
Distanz: 11.2km
Dauer: 4:20h
Höhenmeter: 560m Aufstieg, 561m Abstieg
Höchster Punkt: 3’879m.ü.M.
Veränderung der Höhenmeter zum Schlafen: 0m
Streckenprofil: kleiner Weg nach Khunde, gut ausgebauter Weg zurück nach Namche
Übernachtung: Mountain View Lodge, Namche Bazaar
Wetter: blauer Himmel um 08:00 Uhr, am Vormittag zogen Wolken auf, abends Schneefall
Temperatur: beim Aufstehen 2°C im Zimmer, in der Sonne wurde es angenehm warm, nachmittags/abends wieder kalt
Fauna: Yaks, Maultiere, div. Vögel, Hunde
Flora: Hemlocktannen, Wacholder
Essen: Tibetan Bread mit Honig und Ingwertee zum Frühstück, Pommes am frühen Nachmittag und Dal Bhat zum Abendessen
Den Wecker stelle ich auf 07:15 Uhr. Abgesehen von den heulenden Hunden habe ich gut geschlafen. Beim Aufstehen staune ich, dass die Zimmertemperatur bei 2°C liegt. Rasch aus dem warmen Schlafsack in die warmen Thermokleider und erst Mal die Brille aufsetzen. Was für ein Blick aus dem Fenster! Gestern noch in den Wolken, habe ich nun eine uneingeschränkte Sicht auf den Thamserku (6’608m.ü.M.), dessen Haupt sich mit einer goldenen Wolke ziert. Ich frühstücke in der Stube Tibetan Bread mit Honig und geniesse die Wärme eines Ingwertees. Das schöne Wetter lockt mich aber rasch nach draussen und so starte ich mit leichtem Gepäck meinen Tagesausflug.
Die zwei Dörfer Khunde (3’840m.ü.M.) und Khumjung (3’790m.ü.M.) sind heute meine Tagesziele. Ich entscheide mich, eine Rundwanderung zu machen und den beliebten Everest View Point morgen zu besuchen. Der Wanderweg Richtung Khunde startet direkt hinter der Mountain View Lodge. Die ersten Höhenmeter habe ich rasch in den Beinen. Ich geniesse die Ruhe über dem Dorf, die aufgehende Sonne und das eindrückliche Panorama. Die Berge zeigen sich noch kristallklar, die ersten Wolken nähern sich aber bereits den Gipfeln. Ich bin beinahe alleine unterwegs. Nur ab und zu treffe ich auf Einheimische. Andere Wanderer begegnen mir bis Khumjung keine. Wie wunderschön es ist, hier hochzulaufen, die Aussicht zu geniessen, mich an den im Wind wehenden farbigen Gebetsfahnen zu erfreuen und einfach das Hier und Jetzt zu spüren. Diese Bergwelt tut einfach gut.
So laufe ich weiter vorbei am Rollfeld in Syangboche, welches heute nur noch für Güterflüge angeflogen wird. Da steige ich einige Höhenmeter höher und ‘tada’ - sehe die traumhaft schöne Ama Dablam mit ihren 6’814 Metern zum ersten Mal. Was für ein Anblick. Ich bin hin und weg. Meine Freude über das ‘Matterhorn Nepals’ teile ich in einer Sprachnachricht mit meinem Freund, welche ich ihm dann mit der nächsten WLAN-Verbindung übermitteln werde. Nach einigen Minuten des Staunens löse ich meinen Blick und laufe weiter.
Diese Gegend wird auch Hidden Valley oder Green Valley genannt. Khunde, über dem ein buddhistischer Tempel thront, erreiche ich nach knapp zwei Stunden. Ich streife nicht durchs Dorf, sondern laufe am Dorfrand direkt bis nach Khumjung. Dabei kann ich zuschauen, wie Frauen und Kinder die Felder mit Schaufeln in der Sonne pflügen und Kartoffeln in die Löcher werfen. Kartoffelanbau auf 3’800 Metern! Beide Dörfer liegen am Fusse des Khumbi Yul Lha (5’761m.ü.M.), dem heiligen Berg der Sherpas, dessen Besteigung ein absolutes Tabu ist. In Khumjung streife ich nun durch die Gassen und freue mich, dass ich Till antreffe. Wir wechseln ein paar Worte und er führt seinen Weg nach Khunde fort, währenddessen ich meinen Weg Richtung Namche einschlage. Da sich die Berggipfel bereits wieder in den Wolken verstecken laufe ich bewusst nicht via Everest View Point, sondern nehme den Weg Richtung Sanasa und biege dann nach Namche Bazaar ab. Trotz Wolken ist die Sonne stark und ich ärgere mich, dass ich die Sonnencreme in der Lodge liess. Die Sonnenbrille und der hochgezogene Schlauchschal schützen aber auch ganz gut. Ich befinde mich nun wieder auf der Haupthandelsroute und begegne vielen Trägern, beladenen Yaks und vereinzelten Wanderern. Ich laufe hoch über dem grünen Tal, durch welches der Dudh Koshi fliesst und habe eine wunderbare Weitsicht. In weiter Ferne kann ich sogar die Hillary Bridge erkennen.
Am frühen Vormittag treffe ich wieder in Namche ein, führe meine Katzenwäsche und den Kleiderwechsel in der Lodge durch und laufe die steilen Treppen in den Dorfkern runter. Es hat nun doch stark abgekühlt und ich trage bereits wieder zwei Jacken. Der Zufall will es, dass mir Till nochmals über den Weg läuft. Wir begeben uns in die Yeti Bar, um Mittag zu essen und eine Dokumentation zu schauen. Auch dort zeigen sie täglich Everest-Filme. Eine Wohlfühloase ist die Bar nicht, es gibt aber etwas zu Essen und wir sind vom Wind geschützt. Ich habe Hunger, bestelle Pommes und geniesse die Dokumentation und das frei verfügbare WLAN. Nach der Filmvorstellung laufen wir hoch zum Everest-Museum. Die Wolken haben mittlerweile auch Namche erfasst und man sieht kaum noch 100 Meter. Im Sherpa Museum ist zu sehen, wie die Sherpas früher gelebt haben. Zudem gibt es mehrere Räume, in welchen Fotos und Zeitungsberichte der Everest-Besteigungen gezeigt werden. Zu den Besteigern und Besteigerinnen, welche Rekorde inne halten gibt es jeweils ausführlichere Informationen. Wir dürfen dann auch noch in eine Fotoausstellung, welche zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz fertig estellt ist. Mit tollen Bildern und Erklärungen werden die Kultur der Sherpas und die Entwicklung des Khumbu- und Khumjung-Valleys erläutert. Der Besuch lohnt sich! Wir versuchen uns dann noch an einem weiteren Everest View Point (beim Sagarmatha National Park-Museum), bei welchem auch eine Statue von Tenzing Norgay steht, dank dem Wetter sehen wir aber nur bis zu den nächsten wolkenverhangenen Bäumen.
Wieder in Namche unten kaufe ich mir in einem Outdoor-Shop Microspikes. Ich habe gehört, dass auf den Pässen frischer Schnee liegt und möchte dafür ausgerüstet sein. Als ich nach einem Spaziergang durch Namche wieder zu meiner Lodge laufe, komme ich mit einer jungen deutschen Frau ins Gespräch. Sie ist ebenfalls alleine unterwegs und bereits wieder auf der Rückreise. Diese ungeplanten Begegnungen und ungezwungenen Gespräche schätze ich enorm und verleihen der ganzen Reise das Einmalige.
Der Ofen in der Stube der Mountain View Lodge läuft, ich trage meine Daunenjacke, trinke Ingwertee und amüsiere mich über das TV-Programm. Die Fernbedienung liegt in der Obhut des erwachsenen Sohnes und dieser erfreut sich offensichtlich an nepalesischen Hochzeiten. So erhalte ich den ganzen Abend Einblick in die Hochzeitsfeiern von Sherpas. Eine Bildungslücke geschlossen! Als ich den Sohn frage, ob es in Ordnung sei, wenn ein/eine Sherpa eine Person aus einem anderen Volksstamm heiratet, drückt er sich etwas vor der Antwort. Gerne gesehen ist dies wohl nicht. Während ich ein leckeres Dal Bhat hungrig esse, erzählt er mir einiges über die Sherpas und dann auch noch, dass sein Grossvater, welcher ebenfalls in der Stube sitzt, 1953 als Koch Teil der Expeditionsgruppe der Everest-Erstbesteigung war. Nach der dritten Hochzeit im Fernsehen wünsche ich eine gute Nacht und verabschiede mich. Der Sohn lässt mich wissen, wie gefährlich es ist, alleine unterwegs zu sein und ich sehr gut aufpassen müsse - insbesondere über die Pässe. Draussen fällt Schnee. Etwas besorgt, aber auch überzeugt, dass alles gut kommt, krieche ich in meinen Schlafsack.