Three Passes Trek Nepal Tag 4: Namche Bazaar - Phortse
Start: Namche Bazaar, 3’440m.ü.M.
Ziel: Phortse, 3’840m.ü.M.
Datum: 15.03.2023
Start in Namche Bazaar: 06:44 Uhr
Distanz: 11.91km
Dauer: 6:37h
Höhenmeter: 1’049m Aufstieg, 681m Abstieg
Höchster Punkt: 3’991m.ü.M.
Veränderung der Höhenmeter zum Schlafen: +440m
Streckenprofil: durchgehend ein gut ausgebauter Weg
Übernachtung: Little Sherpa Lodge, Phortse (sehr empfehlenswert)
Wetter: traumhaft schöner Start in den Tag mit blauem Himmel und Neuschnee. Kurz nach Mong-La schneite es, am Nachmittag bewölkt und entsprechend kühl
Temperatur: -4°C. In der Sonne angenehm warm, abends wieder eisig kalt
Fauna: Yaks, Adler, Schmetterlinge
Flora: Hemlocktannen, Wacholder
Essen: Ohne Frühstück los, drei Erdnusscookies und ein Snickers unterwegs gegessen. In Phortse in der Little Sherpa Lodge ein Apfelpfannkuchen und eine Knoblauchsuppe als spätes Mittagessen. Abends Dal Bhat.
06:15 Uhr. Augen auf , brrr….wieder 2°C im Zimmer. Natürlich habe ich wieder meine Ohropax vergessen und Hundegebell begleitete mich durch die Nacht. Der erste Blick aus dem Fenster ist versöhnlich - strahlend blauer Himmel. Der zweite Blick zeigt, dass Namche unter einer Schneedecke liegt. Na, da kann ich nichts dran ändern - anziehen, alles zusammenpacken und gleich loslaufen. Das schöne Wetter möchte ich nutzen. Die Rechnung für die zwei Übernachtungen und die Verpflegung habe ich gestern Abend bereits beglichen. So starte ich um 06:44 Uhr und nehme wieder den Weg direkt hinter der Lodge. Mein erstes Ziel: der Everest View Point. Bei diesem Wetter hoffe ich auf eine tolle Sicht. Wieder bin ich beinahe alleine unterwegs. Lediglich ein paar Arbeitern, die an der Verbesserung eines Wegabschnitts arbeiten, begegne ich. Es geht wieder bergauf, erst noch im Schatten, bald aber bereits in der Sonne. Die wärmt und lässt die schneebedeckte Umgebung glitzern.
Rechts vom Sherpa Panorama Hotels biege ich um die Ecke und BANG! Everest, Lhotse, Nuptse und Ama Dablam präsentieren sich alle auf einen Blick. Freudentränen laufen mir über die Wangen. Ich bin hin und weg. Es ist 07:50 Uhr und ich habe das Privileg, diesen Anblick ganz für mich alleine zu geniessen. Ein Traum! Mein Frühstück (drei Erdnusscookies, die ich in Namche kaufte), geniesse ich vor dieser beeindruckenden Kulisse. Das Strahlen in meinem Gesicht könnte wohl nicht grösser sein. Der Weg führt wunderschön entlang der Klippe zum Everest Viewpoint Hotel. Bekannt ist dieses dafür, dass man von Kathmandu direkt mit dem Hubschrauber hier hochfliegen kann um (teuer) zu frühstücken. Ich bin überzeugt, dass dies nicht annähernd so bereichernd ist wie die Reise zu Fuss. Ich laufe durch das Hotel direkt zur Terrasse und geniesse von dort einen wunderbaren Blick auf die höchsten Berge. Mein heutiges Tagesziel Phortse ist in der Ferne am Fusse des Taboche zu erkennen. Einige Minuten bin ich alleine, da höre ich aber bereits das Knattern eines Hubschraubers. Kurz darauf stürmen dann mehrere Besucher die Terrasse. Dabei lerne ich ein deutsches Paar kennen, welches ebenfalls in der Schweiz lebt und heute einen zwei-stündigen Geburtstagsausflug hier oben geniesst bevor sie wieder nach Kathmandu fliegen. Sie interessieren sich für meine Reise und wünschen mir alles Gute. Eine sehr schöne Begegnung. Schade habe ich kein Foto mit ihnen gemacht.
Ich laufe nach Khumjung runter und halte mich fortan an den oberen Weg, welcher Richtung Gokyo führt. Ich wähle bewusst diese Route und nicht den typischen Everest Base Camp Weg, da ich sehr viel Gutes von diesem Wegstück gelesen habe. Und dies bestätigt sich rasch. Der Höhenweg läuft sich wunderbar, ich geniesse den Blick zu den höchsten Gipfeln der Welt, den Blick zurück zur wunderschönen Ama Dablam und die Sicht runter ins Tal. Unterwegs frage ich einen anderen Trekker mit Kopfhörern auf, ob er ein paar Fotos von mir knipsen kann. Er knipst, ist aber offensichtlich im Stress. Er ist gestern in Lukla gestartet und nun bereits hier oben. Auch er möchte den Three Passes Trek gehen - da wünsche ich ihm nur, dass er bei dem Tempo nicht höhenkrank wird und auch etwas von der Umgebung geniessen kann. Kurze Zeit später ist er schon aus meinem Sichtfeld und ich werde ihm auch die nächsten Tage nicht mehr begegnen. Ich laufe hingegen gemütlich weiter, geniesse die Natur in vollen Zügen und mein Glück, hier zu sein. Die Sonne scheint zwar, der Wind lässt sich aber nicht lumpen und zeigt, was er kann. Mit Sonnenbrille und bis über die Ohren hochgezogenem Schal laufe ich weiter Richtung Mong-La.
Kurz vor Mong-La komme ich mit einem Franzosen aus Paris ins Gespräch. Sie sind zu dritt mit einem Guide (welcher mich ermahnt, dass es sehr gefährlich sei, alleine unterwegs zu sein) und einem Porter unterwegs und haben ebenfalls Phortse als Tagesziel, machen in Mong-La dann aber einen Stopp für die Mittagspause. Ich laufe indes weiter. Oben in Mong-La angekommen geht es auch gleich wieder runter ins Tal bis zum Fluss Dudh Koshi. Unterwegs treffe ich Monic und Matt aus den Niederlanden wieder an. Auch sie möchten bis nach Phortse.
Beim Fluss gibt es die Möglichkeit ein paar Snacks zu kaufen. Ein Tourist aus Indien spricht mich an, fragt, woher ich komme und ob ich alleine unterwegs bin. Wir kommen ins Gespräch und ich erfahre, dass er bereits mehrere Male in Zürich war, da er für die UBS arbeite. Wie klein die Welt doch ist. Wieder eine sehr tolle Begegnung. Ich laufe weiter und kaum bin ich am Dudh Koshi, beginnt es zu schneien. Verrücktes Wetter. Auf einer Brücke überquere ich den Fluss und laufe dann durch einen sehr hübschen Rhododendren-Wald weiter auf dem schlammigen Weg bis nach Phortse.
Wie die Luft hier oben ist? Auf knapp 4’000m.ü.M. ist für mich gemütliches, langsames Gehen angesagt und bewusstes Atmen notwendig. Ich habe keine Probleme, tief durch die Nase einzuatmen, erhöhe ich aber mein Tempo beim Hochlaufen, bleibt mir die Luft rasch weg. Mein Körper fordert einen langsamen Schritt von mir. Bin ich zu Hause gerne schnell unterwegs, bereitet es mir hier überhaupt keine Mühe, mich langsam fortzubewegen. Ich möchte mir jeden Meter einprägen und die Zeit voll auskosten. Womit ich heute aber Mühe habe, sind die Kopfschmerzen. Bei jedem Schritt pocht es mittlerweile im Kopf. Mit nur einem Liter Wasser habe ich an diesem sonnigen Tag aber auch eindeutig zu wenig getrunken.
Monic und Matt treffen zur selben Zeit im sonnigen Phortse ein und wir machen uns zusammen auf die Suche nach einer Lodge. Die Little Sherpa Lodge sticht mit den roten Backsteinen (die sind Fake) raus und so entscheiden wir uns dort zu übernachten. Tashi Lama der Inhaber, ist mir sofort sympathisch. Nach einer kurzen Katzenwäsche sitze ich an einen Tisch draussen in der Sonne und freue mich über zwei Liter heissen Tee, einen Apfelpfannkuchen und eine Knoblauchsuppe als Mittagessen. Tashi, in Phortse aufgewachsen, war siebzehn Jahre als Mönch im Kloster Tengboche tätig und lernte dort Ueli Steck wie auch Evelyne Binsack kennen. Er erzählte mir viele Geschichten, die er mit ihnen erlebte und zeigte mir sogar Fotos, wie er sie in der Schweiz besuchte. Mittlerweile ist er aus dem Kloster ausgetreten und führt die Familien-Lodge in Phortse. Er engagiert sich stark für die Region und die Stiftung Little Sherpa. Nach dem starken Erdbeben in 2015 konnten sie dadurch bereits mehrere Wiederaufbauten abschliessen. Mit grosser Neugierde höre ich ihm zu und freue mich sehr über diesen Einblick in sein Leben. So ein herzlicher und guter Mensch.
Am späteren Nachmittag entschliesse ich mich für einen Spaziergang durch Phortse. Hinter der Lodge laufe ich den Hügel hoch, vorbei an Yaks, bis ich auf dem Grat oben ankomme und dort auf das Kloster von Tengboche runterblicken kann. Die Berggipfel verstecken sich mittlerweile in den Wolken. Ich setze mich ins Gras und kann zwei Yaks zuschauen, wie sie sich die Hörner stossen. Anschliessend laufe ich hoch zum Kloster von Phortse und danach quer durch das Dorf zurück zur Lodge. Es ist nun auch mit Daunenjacke kühl draussen und so setze ich mich in die Stube. Matt und Monic sind ebenfalls bereits da und auch die französische Gruppe hat sich hier eingefunden. Ich geniesse ein leckeres Dal Bhat zum Abendessen, studiere meine morgige Tour auf der Karte und setze mich an den warmen Ofen. Tashi setzt sich zu uns und erzählt von seinen Erlebnissen und wieder höre ich enorm gerne zu. Der Guide der französischen Gruppe verhält sich etwas eigenartig und ich bin froh, ohne jemanden unterwegs zu sein, der mir allenfalls sehr unsympathisch wäre. Zu allem Übel wirft er Plastik in den Ofen und die ganze Stube verschwindet in Rauch. Da bleibt nur noch die Flucht ins ungeheizte Zimmer. Zum Glück habe ich mir meine Wasserflasche mit kochendem Wasser aufgefüllt. Die nehme ich mit in den Schlafsack, lese noch mit dem Kindle, geniesse die Stille und schlafe zufrieden noch vor 21:00 Uhr ein.