Three Passes Trek Nepal Tag 2: Monjo - Namche Bazaar
Start: Monjo 2’832m.ü.M
Ziel: Namche Bazaar 3’440m.ü.M.
Datum: 13.03.2023
Start in Monjo: 08:42 Uhr
Distanz: 7.08km
Dauer: 3:50h
Höhenmeter: 1’005m Aufstieg, 382m Abstieg
Veränderung der Höhenmeter zum Schlafen: +608m
Streckenprofil: gut ausgebauter Weg, es geht aufwärts!
Übernachtung: Mountain View Lodge (liebe Familie, tolle Zimmeraussicht, gutes Essen)
Wetter: am Morgen sonnig, ab dem Mittag zog eine Wolkendecke über Namche
Temperatur: morgens bis zu 16° C, am Nachmittag/Abend im einstelligen Bereich
Fauna: Yaks, Maultiere, div. Vögel, Hunde (sehr zutraulich), Yaks, Pferde, Schmetterlinge
Flora: Hemlocktannen, Wacholder, Birken, Rhododendron
Essen: Tibetan Bread und Ingwer-Zitronen-Honig-Tee zum Frühstück, Knoblauchsuppe und Masala Tee am Mittag, Pizza zum Abendessen
Heute liegt mit knapp 7 km und 1’005 hm eine kurze Etappe vor mir. Auf der Handelsroute geht es weiter bis nach Namche Bazaar. Den Wecker schalte ich nach dem ersten Klingeln aus und drehe mich nochmals um. Erfreulicherweise habe ich kaum Jet-Lag und konnte tief und fest schlafen. Um 08:00 Uhr setze ich mich runter in die gute Stube und bestelle Tibetan Bread mit Ingwer-Tee. Von diesem Tibetan Bread las ich bereits in Reiseberichten und freue mich es das erste Mal selbst zu verkosten. Hergestellt wird es aus Tsampa (tibetisches Mehl aus geröstetem Gersten), Wasser und Backpulver. Dazu wird Honig oder Konfitüre gereicht. Luftig, süss, warm und kalorienreich. So lässt es sich in den Tag starten. Die Stube füllt sich allmählich mit Gästen und Guides. Etwas Unsicherheit höre ich bei einer anderen jungen Frau aus Deutschland, nachdem sie sich mit einem Mann unterhalten hat, welcher bereits auf dem Rückweg nach Lukla ist. Ob sie genügend warme Kleider eingepackt habe, ihr Rucksack nicht viel zu schwer sei und sie tatsächlich Micro-Spikes benötigen werde. Der Austausch mit Personen, die auf dem Rückweg sind, kann grosse Vorfreude wecken, aber auch verunsichern. Ich erfahre, dass sie spontan die Reise nach Nepal buchten und sich weder mit dem Weg, der Höhe noch den Distanzen auseinandersetzten. Nachvollziehen, dass sich Leute ohne Vorbereitung auf eine solche Reise machen, werde ich wohl nie.
Nachdem ich die teure Übernachtung bezahlt habe, erwartet mich vor der Türe ein strahlend blauer Himmel. Ich starte im Schatten, die Sonnenstrahlen holen mich aber bald ein und lassen die ganze Umgebung in prächtigen Farben leuchten. Umgeben vom satten Grün der Bäume, dem prächtigen Blau des Dhudh Khosi und den singenden Vögeln breitet sich ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit in mir aus. Was für ein Privileg, dass ich mich durch dieses traumhafte schöne Tal bewegen darf.
Kurz nach Monjo erreiche ich den Eingang zum Sagarmatha Nationalpark. Es ist der höchstgelegene Nationalpark auf Erden. Ich bezahle die Eintrittsgebühr und lasse mich von einem Soldaten vor dem Tor fotografieren: Ich bin die einzige Person und freue mich über den amüsanten Austausch mit dem freundlichen Herrn. Im Hintergrund sitzen ein paar Männer auf Klappstühlen, welche sich gegenseitig die Haare rasieren. Mit einem riesigen Grinsen auf dem Gesicht begebe ich mich in den Nationalpark und laufe auf dem gepflasterten Weg durch Josalle. Der Weg verläuft weiterhin entlang dem Dhudh Koshi. Als die Hillary Bridge dann zum ersten Mal in mein Sichtfeld kommt, breitet sich ein Gefühl von Demut in mir aus. Ich laufe tatsächlich auf denselben Wegen wie die Expeditionsgruppe rund um die Erstbesteiger des Mount Everests (und viele, die es zuvor probierten). Genial! Die ursprüngliche Hillary Bridge hängt unterhalb einer neueren Konstruktion. Steil geht es einige Treppenstufen hoch, bis ich zur Brücke gelange. Ich lasse einige Porters mit schwerem Gepäck passieren und überquere den Fluss dann hoch oben über die Brücke. Die befestigten Gebetsfahnen tanzen im Wind, die Sonne scheint mit voller Kraft und das Tal zeigt sich von seiner schönsten Seite. Fortan führt der Weg über einen sandigen, steinigen und von Wurzeln geprägten Weg durch den Wald. Bei diesem Wetter bin ich dankbar für die schattenspendenden Bäumen.
Ich wandere langsam und bewusst. Probiere alle Eindrücke, die sich mir bieten, aufzunehmen. Porters, die bei der kräftezehrenden Arbeit nepalesische Musik über kleine Lautsprecher hören, Touristen, welche unterwegs ein Picknick machen, Yaks, die mir mit leichtem Gepäck entgegenkommen, Maultiere, welche ein sandiges Wegstück runter springen und den Sand in alle Richtungen aufwirbeln, Frauen, welche unterwegs Cola-Dosen und kleine Snacks verkaufen,.. Es gibt so vieles zu sehen, zu riechen und zu entdecken.
Nach einer kurzen Trinkpause erreiche ich kurz vor Namche Bazaar einen Checkpoint. Die Polizei prüft, ob ich alle Permits habe, notiert sich meinen Namen und wie lange ich in der Region unterwegs sein werde. Nur noch wenige Höhenmeter und Kurven weiter stehe ich vor Namche. Ein toller Anblick, wie sich dieser Hauptort der Khumbu-Region auf 3’440m.ü.M. kesselförmig in den Berg schmiegt. Ein älteres Paar aus Australien geniesst ebenfalls den Blick auf das Dorf und plaudert etwas mit mir. Sie seien gestern angekommen und werden morgen den Weg zum Everest Base Camp fortführen.
Ich laufe durch die Gassen hoch bis zur Mountain View Lodge welche links oben am Hügel liegt. In einem Bericht habe ich gelesen, dass dies eine gute Unterkunft sei. Vor dem Hauptgebäude steht ein neuer Anbau mit ein paar Zimmern und einer Dachterrasse. Ich erhalte ein Zimmer mit Strom und Sicht über ganze Namche. Nach einer kurzen Katzenwäsche mache ich mich auf die Suche nach einem Mittagessen. Es ist mittlerweile früher Nachmittag und der Magen knurrt. In der Alpin Lodge werde ich von einer Frau herzlich begrüsst und setze mich in die windgeschützte Bar. Ich bin der einzige Gast, so gross wie die Lodges und Bars hier aber sind, muss in der Hauptsaison wohl einiges los sein. Ich bestelle einen Masala Tee und eine Knoblauchsuppe. Soll ja mit der Höhe helfen.
Die Wolken ziehen in der Zwischenzeit auf und schnell kühlt es ab. Auf dem Weg nach oben habe ich gelesen, dass in einer Bar täglich Filme gezeigt werden. So begebe ich mich um 15:00 Uhr zur Liquid Bar, wo gerade über die Filmwahl abgestimmt wird. Die Wahl fällt auf eine National Geographic-Dokumentation aus den 90ern. Mit Daunenjacke dick eingepackt sitzen wir zu Zehnt in der Bar und geniessen die Filmvorführung mit wärmendem Tee. Wir sehen, wie der Sohn von Sir Edmund Hillary den Everest über eine schwierige Route zu besteigen versucht. Nach der Vorführung begeben sich alle Zuschauer rasch aus der Bar. Schade, ich hätte mich gerne noch mit jemandem über das Gesehene ausgetauscht.
Auch ich laufe nun noch etwas durch die Gassen, besuche eins, zwei Läden (Outdoor-Ausrüstung en masse) und nehme schlussendlich im Basecamp Café einen Platz ein. Es gibt Pizza aus dem Holzofen. Das lasse ich mir nicht entgehen. Die Jungs, welche Pizza backen und kellnern, haben das Café im Oktober 2022 eröffnet. Der grosse Vorteil: Dank dem Holzofen ist es schön warm im Café. Gut genährt laufe ich zur Mountain View Lodge hoch. Es ist mittlerweile kalt geworden und ich trage die Daunen- und Hardshelljacke. In meiner Lodge setze ich mich in die Stube und trinke noch eine Tasse Tee. Der Sohn der Familie fragt mich, wo ich gewesen sei. Mir war nicht bekannt, dass es üblich ist, dass man in der Lodge zu Abend isst, in welcher man auch schläft. Irgendwo lese ich dann auch noch, dass die Übernachtung das Dreifache kostet, falls man dies nicht einhält. Da ich aber zwei Nächte bleibe, drücken sie bei mir ein Auge zu. In der Stube sind es 10° C. Der Ofen läuft, ich trage meine Daunenjacke, trinke Ingwertee und geniesse die Wärme. Nach der zweiten Tasse Tee verabschiede ich mich. putze mir im Untergeschoss in der Kälte die Zähne und merke, dass die westlichen Toiletten nun passé sind (hallo Plumpsklo). In meinem Zimmer durchschüttelt mich die Kälte und rasch ziehe ich mich um, um mich in meinen Schlafsack zu kuscheln. Mit dem Kindle in der Hand döse ich irgendwann ein. Zu spät merke ich, dass meine Ohropax im Rucksack liegen. Lautes Hundegeheul weckt mich mitten in der Nacht auf. Tagsüber so friedlich und nie kläffend, heulen sie in der Nacht los. Und der Hund, welcher vor meiner Türe liegt, scheint der Anführer zu sein, welche alle Weiteren zum Mitheulen animiert. Na dann… gute Nacht!