Three Passes Trek Nepal Tag 1: Lukla - Monjo
Start: Lukla 2’860m.ü.M.
Ziel: Monjo 2’832m.ü.M
Datum: 12.03.2022
Start in Lukla: 11:08 Uhr
Distanz: 13.76km
Dauer: 4:42h
Höhenmeter: 823m Aufstieg, 852m Abstieg
Veränderung der Höhenmeter zum Schlafen: +1’432m
Anreise: Mit dem Flugzeug von Kathmandu nach Lukla. Fluggesellschaft: Yeti Airlines
Streckenprofil: einfach und sehr angenehm zu laufen
Übernachtung:
Kathmandu: Hotel Nepali Ghar (sehr empfehlenswert)
Monjo: Mount Kailash Lodge (überteuert, Strom & WLAN kostenpflichtig)
Wetter: sonnig, teilweise etwas bewölkt, kurz vor Monjo begann es leicht zu regnen
Temperatur: Gemäss Wetterdienst bis 6° C. Gefühlt aber eher bis zu 20° C
Fauna: div. Vögel, Hunde (alle sehr zutraulich), Yaks, Maultiere, Pferde, Schmetterlinge, Hühner, Katzen
Flora: Hemlocktannen, Wacholder, Birken, Rhododendron
Essen: M&M’s und Tee am Flughafen in Kathmandu, eine Chocolate Roll und ein Ginger Lemon Honey Tee bei der Ankunft in Monjo, Dal Bhat mit Tee zum Abendessen
Um 07:00 Uhr wartet das Taxi vor dem Hotel Nepali Ghar in Kathmandu. Nach gut 20 Minuten lasse ich die chaotischen Strassen hinter mir und treffe am kleinen und ebenfalls etwas chaotischen Domestic Airport ein. Die Wartezeit um das Gepäck prüfen zu lassen ist kurz und so stehe ich 90min vor Abflug am Yeti Airlines-Schalter. Da werde ich aber gleich vertröstet. Geöffnet ist dieser noch nicht. So beginnt das Warten. Der Abflug nach Luklas ist für 09:00 Uhr geplant. Kurz vor 09:00 öffnet der Schalter und ich kann meinen Rucksack abgeben (8.8kg exkl. Jacke, Kamera und Wasser). Erlaubt wären 10kg/Person. Der zweite Teil des Wartens beginnt nun beim Gate. Ich bange bereits und befürchte, dass der Flug doch noch abgesagt werden könnte. Dies ist leider nicht unüblich drnn die Piloten fliegen auf Sicht. Ist das Wetter in den Bergen zu schlecht, verschiebt sich da rasch mal ein Flug. Ich habe aber Glück und der Flug nach Lukla wird doch noch aufgerufen. Zwölf Personen und ich werden mit einem Bus zum kleinen Propellerflugzeug gefahren. Ich komme mit Monique (64 J.) und Mathijs (32 J.) aus den Niederlanden (Mutter und Sohn), Till aus Deutschland (lebt zurzeit in Mumbai), Kilimo aus Frankreich (lebt in Hongkong) und Kamel aus Indien (ebenfalls in Hongkong lebend) ins Gespräch. Monique und Mathijs möchten ebenfalls den Three Passes Trek ohne Guide oder Porter laufen. Till, Kilimo und Kamel möchten jeweils das Everest Base Camp besuchen. Es ist toll, bereits jetzt Personen kennenzulernen, welche teilweise die gleiche Tour machen möchten wie ich.
Um 10:30 Uhr starten die zwei Piloten den Motor und los geht’s! Wir lassen Kathmandu unter uns, die Flugbegleiterin verteilt allen ein Bonbon sowie Wattebäuschchen für die Ohren und schon nach wenigen Minuten kommen die Gipfel des Himalaya-Gebirges ins Sichtfeld. Ich bin das erste Mal sprachlos. Übrigens: Es gibt zwar einen festen Sitzplatz auf dem Flugticket, im Flugzeug hat dieser aber keine Bedeutung mehr. Die Devise ist: Einsteigen und dort hinsetzen wo man möchte. Die linke Reihe bietet beim Flug nach Lukla die Aussicht auf das Himalaya-Gebirge. Und so sehe ich den Mount Everest zum ersten Mal, obwohl ich es in diesem Moment noch gar nicht realisiere. Der Flug ist sehr ruhig. Nach 30 Minuten Flugzeit landen wir in Lukla (auf dem gefährlichsten Flughafen dieser Welt) problemlos und sehr sanft.
Auf der Landepiste nehme ich den Rucksack direkt vom kleinen Frachtraum entgegen, laufe durch ein Gebäude und schon stehe ich in den Gassen von Lukla. Ich packe meine Jacke in den Rucksack (die Sonne scheint - juhu) und laufe los. Direkt vom Flughafen auf den Wanderweg - wie toll ist denn das!? So spaziere ich durch Lukla, kaufe eine Wanderkarte und realisiere es kaum , dass ich nun tatsächlich meinen Trek starte! Lukla ist ein kleines Dorf mit ca. 250 Einwohnern. Spannend: Die Schweizerin Nicole Niquille, welche als erste Frau in der Schweiz das Bergführerdiplom erhielt, gründete eine Stiftung und unterstütze in Lukla den Bau eines Krankhauses, welches im Jahr 2005 fertiggestellt wurde. (s. Fondation Nicole Niquille). Noch mehrere Male werde ich unterwegs Geschichten von Schweizer und Schweizerinnen hören, welche im Khumbu-Tal bekannt sind.
Gleich ausserhalb von Lukla befindet sich der Trekkers Registration Desk. Sie prüfen meinen Pass, notieren sich meinen Namen und die geplante Reisedauer, ob ich solo oder mit Guide unterwegs bin, kassieren 2’000 NPR (oder 20 USD) ein und stellen mir die Bewilligung zum Wandern aus. Am nächsten Fenster wird diese zusammen mit meinem Pass von der Polizei geprüft. Ich darf weiter laufen!
Der Weg ist sehr gut ausgebaut. Verständlich, dies ist auch die Haupthandelsroute nach Namche Bazaar. Entsprechend sind einige Porters mit schwerem Gepäck unterwegs. Was die alles hoch- und runterschleppen ist schon auf den ersten Kilometern eindrücklich. Beladen mit Snickers-Schachteln, Äpfeln, Kaffeemaschinen und sogar Türen! Ich werde mich definitiv nicht über das Gewicht meines leichten Rucksack beklagen. Der Weg schlängelt sich am Fluss Dhudh Khosi entlang vorbei an den kleinen Siedlungen Chheplung, Nachipang, Koshigaun, Ghat, Phakding, Tok Tok und Benkar. In allen Siedlungen gibt es Lodges zum Übernachten, kleine Stände um einen Snack zu kaufen und teilweise richtig hübsche Sitzmöglichkeiten um etwas zu Essen oder zu Trinken. Es ist eine sehr wunderschöne Strecke die mir ausserordentlich gut gefällt. Sie erinnert mich stark an Landschaften im Wallis oder im Engadin. Die Windungen des Weges, die prachtvollen Tannen, der klare Fluss, die Berggipfel im Hintergrund… Eine wunderschöner Anblick.
Die Gebetsfahnen, welche bei allen Hängebrücken und den Stupas (buddhistische Bauwerke) hängen, sowie die teilweise riesigen Manisteine erinnern mich aber rasch wieder daran, dass ich in Nepal bin. Manisteine sind Steine (in allen möglichen Grössen), in welchen oftmals das Mantra ‘Om Mani Padme Hum’ graviert oder geschnitzt ist. In der tibetisch-buddhistischen Kultur ist es üblich, dass Gläubige die Steiner auf Pilgerwegen, bei Tempeln, Passhöhen,.. hinterlegen. Dies um die Hindernisse auf dem Weg aller Lebewesen zu beseitigen und das Karma der Verstorbenen zu reinigen. Die Manisteinmauern werden immer von der linken Seite umgangen. Ebenfalls von links werden auch die Mani-Mühlen (Gebetsmühlen) mit der Hand oder vom Wind oder Wasser in Bewegung gesetzt. Einerseits soll es Glück und gutes Karma bringen, diese anzustossen. Andererseits sollen dadurch die Mantras und Gebete, welche in den Mühlen auf einer Papierrolle enthalten sind, verwirklicht werden.
Till, Kilimo und Kamel, welche ich ein Stück begleite, verabschieden sich in Phakding. Sie werden dort in einer Lodge übernachten. Ich habe noch Energie und Lust etwas weiter zu wandern. Mein Ziel ist Monjo, eine kleine Siedlung kurz vor Namche Bazaar. Ich erreiche Monjo mit ein paar Regentropfen auf dem Kopf. In der Mount Kailash Lodge erhalte ich ein Zimmer. Mein Fehler: Ich fragte nicht nach dem Preis. So gab mir die Besitzerin ein Zimmer mit eigener Dusche (kalt und brauche ich nicht) und Toilette. Es wird meine teuerste Übernachtung. Strom oder WLAN habe ich nicht bezogen. Dafür hätte ich gleich noch mehr drauf gelegt.
Mein tägliches ‘post hiking program’ starte ich gleich nach der Ankunft: 1. Katzenwäsche: Etwas Seife auf ein Wet Wipe, Körper waschen, Haare bürsten und mir die (noch) frischen Kleider für den Abend überziehen. Anschliessend sitze ich in die Stube, bestelle eine Chocolate Roll (Schokolade mit Teig frittiert) und einen sehr leckeren Ginger Lemon Honey-Tee und geniesse die Ruhe. Nur eine andere Wanderin sitzt etwas weiter neben mir. Es ist kurz vor 17:00 Uhr und während ich die Karte studiere, die ersten gemachten Fotos anschaue und mein Kindle zum Lesen hervorhole füllt sich auch langsam die gute Stube. Zwei junge Männer aus Spanien (einer davon lebt in Zürich), ein Paar aus Deutschland/Marokko und ein paar weitere Wanderer und deren Guides finden Platz. Zum Abendessen bestelle ich Dal Bhat (nepalesisches Nationalgericht, Reis mit einer Linsensuppe, Gemüse und einem Papad). Es schmeckt mir sehr gut. Mit den Jungs aus Spanien komme ich auch schon bald ins Gespräch. Sie möchten bis zum Everest Base Camp. Nach dem Abendessen setzen sich einige um den warmen Kachelofen. Mir ist aber mit der Daunenjacke auch so genügend warm. Gegen 20:00 Uhr ist dann bereits Schlafenszeit für mich. Ich freue mich auf den warmen Schlafsack und schlummere unglaublich zufrieden und sehr dankbar, dass die ganze Anreise so gut klappte, innerhalb von wenigen Minuten ein. Was für ein toller Tag!