Three Passes Trek Nepal Tag 11: Gorak Shep - Kala Patthar - Dzongla
Gorak Shep - Kala Patthar - Gorak Shep
Start: Gorak Shep, 5’279m.ü.M.
Ziel: Kala Patthar, 5’644m.ü.M.
Datum: 22.03.2023
Start in Gorak Shep: 06:32 Uhr
Distanz: 4.86 km (inkl. Rückweg)
Dauer: 3:23 h (inkl. Rückweg)
Höhenmeter: 462m Aufstieg, 464m Abstieg
Höchster Punkt: 5’644m.ü.M.
Streckenprofil: direkter Weg nach oben, von Schnee bedeckt
Wetter: Eiskalt, Neuschnee, zum Glück kam die Sonne zwischen Everest und Nuptse hervor
Temperatur: Start bei -20° C
Fauna: tatsächlich flog ein kleiner Vogel auf dem Kala Patthar herum
Gorak Shep - Dzongla
Start: Gorak Shep, 5’279m.ü.M.
Ziel: Dzongla, 4’856m.ü.M.
Datum: 22.03.2023
Start in Gorak Shep: 10:41 Uhr
Distanz: 11.74 km
Dauer: 4:33 h
Höhenmeter: 309m Aufstieg, 626m Abstieg
Höchster Punkt: 5’279m.ü.M.
Streckenprofil: simpler Weg, von Schnee bedeckt, kurz vor Dzongla musste ich den Weg mit GPS suchen
Übernachtung: Green Valley Lodge, Dzongla
Essen: Pancake mit Erdnussbutter, Toastbrot mit Konfitüre, heisse Schokolade, Snickers Roll, Dal Bhat
Um Mitternacht erwache ich mit dröhnendem Kopf. Bei der kleinsten Bewegung pocht es zwischen meine Augen explosiv und ich befürchte mich in einem Schraubenstock zu befinden, der langsam zudreht. Die Sauerstoffsättigung liegt bei 72. Ruhig liegend und tief atmend drifte ich irgendwann wieder in den Schlaf. Beim Erwachen strotze ich entsprechend nicht vor Energie. Ich bin schlapp, habe Kopfschmerzen und in meinen Armen kribbelt es. In diesem Moment sehne ich mich nach einem bequemen Bett in tieferer Lage. Doch klagen hilft nichts. Aufstehen, anziehen und Rucksack packen.
Um 06:15 Uhr sitze ich beim Frühstück in der Stube. Hunger habe ich nicht, doch die Energie werde ich benötigen. Ich möchte heute früh auf den Haushügel von Gorak Shep, den Kala Patthar, 5'644m.ü.M. laufen. Für viele sei dies das Highlight der gesamten Reise und sie laufen noch vor Sonnenuntergang los, um dann den Sonnenaufgang oben auf dem Gipfel zu erleben. Ich wollte dies nicht machen. Warum ich in der Eiseskälte (ca. -20°C) da hoch sollte, wo die Sonne dann hinter dem Mount Everest und Nuptse aufgeht, erschloss sich mir nicht. Lieber hätte ich von da oben einen Sonnuntergang erlebt, das hatte sich aber aufgrund des schlechten Wetters gestern auch erübrigt. Josh machte sich dieselbe Überlegung und setzt sich zu mir an den Frühstückstisch. Nach einer Tasse Tee laufen wir um 06:30 Uhr los.
Blauer Himmel erwartet uns vor der Tür. Der wohl schönste Morgen bisher. Gleichzeitig aber auch der Kälteste. Es sind im Schatten wohl um die -20°C bis -15°C. Josh ist wie immer schon nach wenigen Minuten einige Hundert Meter voraus. Mir bereitet die Wanderung hingegen grosse Mühe. Ich habe unglaublich kalt, in meinen Armen kribbelt es immer noch, der Kopf dröhnt und ich bin überzeugt, dass meine Finger und Zehen bereits Erfrierungen vorweisen. Am liebsten würde ich in den Schnee liegen und Schlafen. Ist ja aber auch keine Lösung. Also weiterlaufen.
Die Sonne versteckt sich noch hinter dem Mount Everest, doch ich sehe, wie sie weiter oben bereits den Weg berührt. Mit viel eigenem Zuspruch erreiche ich diese Stelle und setze mich beim ersten Sonnenstrahl auf einen Stein und probiere die aufkommende Wärme aufzunehmen. Was für eine Wohltat. Minute für Minute wird mir wärmer. Nun kann ich es geniessen. Die Sonne scheint zwischen dem Mount Everest und dem Nuptse durch und lässt die Bergwelt erwachen. Um 08:50 Uhr stehe ich oben auf dem Kala Patthar und geniesse mit Josh, einem Südkoreaner und einem kleinen Vogel die Aussicht. In der Ferne entdecke ich die Ama Dablam. Wunderschön, wie sie sich von den umliegenden Bergen abhebt. Das Panorama ist eine Wucht und nun verstehe ich auch, dass dies für viele das Highlight darstellt. Der Khumbu-Eisbruch, das Everest Base Camp und der Khumbu-Gletscher liegen uns zu Füssen. Ich geniesse die Wärme, die Aussicht, das Gezwitscher des Vogels und knipse natürlich ein paar Erinnerungsfotos.
Nach etwas mehr als einer halben Stunde laufe ich wieder runter. Das meiste meines Gepäcks habe ich in der Lodge in Gorak Shep gelassen. Unten angekommen packe ich alles zusammen, gebe den Zimmerschlüssel ab und esse mit Josh zusammen ein zweites Frühstück. Anschliessend verabschieden wir uns von Gorak Shep und laufen zurück Richtung Lobuche. Ein bisschen traurig ist es schon, dass ich nun den ganz grossen Bergen den Rücken kehre. Ich werde sie aber noch einige Male zu Gesicht bekommen. Unter diesem blauen Himmel im Sonnenschein zu wandern ist hingegen genial. Alles ist klar erkennbar und der Khumbu-Gletscher zeigt sich nochmals imposant. Unterwegs laufen mir Svenja und David entgegen. Sie probierten gestern die Überquerung des Kong Ma La Passes, mussten dann aber kurz vor Passhöhe umdrehen, da es zu viel Neuschnee hatte. Sie stiegen dann wieder ab und liefen via Dingboche bis nach Lobuche. Nun selbst wieder in Lobuche, stoppe ich in der Everest Base Camp-Lodge und treffe dort auf Josh, Giuseppe, Matt und Monic. Sie essen bereits zu Mittag. Ich geselle mich mit einer Tasse Tee dazu. Nun wartet die nächste Etappe auf uns. Wir möchten bis nach Dzongla gehen. Morgen starten wir dann von dort über den Cho La Pass.
Die Wolken ziehen nun langsam auf. Genug Kraft hatte die Sonne aber, um auf dieser Höhe den Schnee zum Schmelzen zu bringen. Der Weg verwandelt sich in eine nasse Angelegenheit. Meine Migränemedikamente haben in der Zwischenarbeit ihre Arbeit getan und ich laufe nun ohne Kopfschmerzen. Auch meine Finger und Zehen sind wieder aufgetaut und ich fühle mich voller Energie. Die Unterschreitung der 5'000m.ü.M.-Grenze wirkt sich auch positiv auf mich aus. Um nach Dzongla zu kommen, bieten sich uns zwei Optionen an. Ein direkter Höhenweg oder ein Weg, welcher Richtung Thukla führt. Wählt man die Route via Thukla (klassischer EBC-Weg) kommt man an der Gedenkstätte für verstorbene Bergsteiger vorbei. Gerne würde ich die Gedenkstätte (unter anderem von Ueli Steck) besuchen, beschliesse aber spontan den Höhenweg zu gehen. Ansonsten hätte ich anschliessend durchs Tal nach Dzongla gelangen müssen oder dasselbe Stück zurücklaufen. So gross sind dann meine Energiereserven leider doch nicht mehr.
Der Weg führt rechts weg von der EBC-Route und hoch über das Tal hinweg. Ein traumhafter Blick zur Ama Dablam eröffnet sich mir. Was für eine Wucht! Ich kann ihr kaum den Rücken kehren und muss immer wieder zurückblicken, bis sie dann irgendwann in den Wolken verschwindet. Da es hier noch kaum Spuren im Schnee gibt, muss ich mich mit dem GPS orientieren. Zwischendurch wird es mit dem mittlerweile weichen Schnee ganz schön rutschig. In der Ferne erkenne ich bereits Dzongla auf einer Hügelkuppe. Nun geht es nochmals ein Stück runter und dann auf der anderen Talseite gleich wieder hoch. Ich erreiche Dzongla Mitte Nachmittag und quartiere mich in der gemütlichen Green Valley Lodge ein. Giuseppe, Matt, Monic und Josh (der den Umweg zur Gedenkstätte machte), treffen kurz darauf ebenfalls in der Stube ein. Dazu gesellen sich eine junge Deutsche und ein Amerikaner.
Nach der Katzenwäsche gönne ich mir eine heisse Schokolade und eine Snickers Roll. Diese bieten sie in beinahe jeder Lodge an. Dabei handelt sich um ein im Teig gebackenes Snickers. Was für ein Gaumenschmaus! Da wir so früh in der Lodge sind, lege ich mich nach dem köstlichen Zvieri zum ersten Mal für einen Nachmittagsschlaf hin. Schnell drifte ich für zwei Stunden in einen guten Schlaf. Nach der schlechten Nacht und dem anstrengenden Morgen ein Luxus. Um 18:00 Uhr setze auch ich mich wieder in die Stube, welche bereits mit Yak-Dung eingeheizt wird. Zum Abendessen bestellen wir alle Dal Bhat. Dieses Gericht wurde zu unserem Klassiker, wenn eine Passüberquerung bevorstand, da man immer Nachschlag erhält. Josh verdrückt jeweils locker 2-3 Teller davon. Wir verbringen einen wunderbaren lustigen Abend zusammen und gehen dann mit Vorfreude auf den Cho La Pass zu Bett. Mir fallen mit meiner heissen Wasserflasche im Schlafsack rasch die Augen zu und ich bin froh, 400 Höhenmeter tiefer unten als letzte Nacht zu übernachten. Auf eine erholsame Nacht!