Three Passes Trek Nepal Tag 8: Chukhung - Island Peak Base Camp
Start: Chukhung, 4’749m.ü.M.
Ziel: Island Peak Base Camp, 5’080m.ü.M.
Datum: 19.03.2023
Start in Chukhung: 10:05 Uhr
Distanz: 14.03 km
Dauer: 5:05 h
Höhenmeter: 523m Aufstieg, 509m Abstieg
Höchster Punkt: 5’103m.ü.M.
Veränderung der Höhenmeter zum Schlafen: -
Streckenprofil: simpler Weg oftmals über Kies oder Steine
Übernachtung: Khangri Resort, Chukhung
Wetter: bewölkt am Morgen, etwas Aufhellung kurz vor dem Mittag, anschliessend wieder stark bewölkt und Schneefall
Temperatur: 11° C, ab dem Mittag um einiges kühler
Fauna: Schneehühner (Tibet Könighuhn) beim Island Peak Base Camp
Essen: Porridge mit Zimt zum Frühstück, zwei Snickers unterwegs, eine Frühlingsrolle mit Kartoffeln am Nachmittag, Dal Bhat zum Abendessen
Mit der Zeit scheine ich mich an die schlechten Nächte zu gewöhnen. Mehrmaliges Erwachen, Kopfschmerzen, Mühe wieder einzuschlafen und eine eiskalte Nasenspitze. Nach solch schlechten Nächte probiere ich, den Tag noch gemütlicher anzugehen und mir selbst keinen Stress zu machen. Ob ich jeweils eine Stunde schneller oder weniger schnell unterwegs bin, interessiert mich hier zum Glück überhaupt nicht. Die Sportuhr läuft zwar, aber nur vom Wetter lasse ich mein Tempo beeinflussen. Mal schauen, ob ich diese Gelassenheit auch nach Hause nehmen kann.
Die Nacht hat Neuschnee gebracht und so erwache ich im frisch verschneiten Chukhung. Wie in Namche Bazaar und in Dingboche bleibe ich auch hier für zwei Nächte. So steht heute ein weiterer Akklimatisierungstag vor mir. Gerne möchte ich zum Island Peak Base Camp gehen. Da es mittlerweile nicht mehr schneit, es aber noch stark bewölkt ist, setze ich mich um 08:00 Uhr in die Stube und laufe nach einem Porridge zum Frühstück erst um 10:00 Uhr los.
Die erste Stunde laufe ich noch in den Wolken, irgendwann sehe ich aber doch ein bisschen weiter. Der Weg führt erst dem Lhotse Gletscher entlang (den ich dank den Wolken nicht sehe) und beugt etwas später in eine weitläufige Ebene ein. Irgendwo muss gemäss Karte der See Imja Tsho sein. Er muss sich wohl hinter den riesigen Steinhaufen verstecken. Ich laufe hoch und bin mir sicher, dass ich von oben den See sehen werde. Ich täusche mich. Weit und breit kein See in Sicht. Also wieder runter und noch ein gutes Stück weiter laufen. Ich gönne mir ein Snickers, bin müde und möchte nur endlich das Base Camp erreichen. Auf dem Weg dorthin höre und sehe kurze Zeit später auch einige Schneehühner (Tibet Könighühner). Die Motivation steigt gleich wieder an. Schon von einiger Distanz sehe ich die gelben Zelte des Base Camps. Ich plante, beim Camp eine kurze Pause einzulegen, um mein zweites Snickers zu essen (ja, heute bin ich sehr reichhaltig unterwegs). Der Wind bläst aber so stark, dass an ein Hinsetzen nicht zu denken ist. Ich muss in Bewegung bleiben. So begebe ich mich gleich wieder auf den Rückweg, mache aber noch einen kurzen Abstecher. Schliesslich möchte ich den See noch sehen! Irgendwo probiere ich mal mein Glück und laufe über das Geröll bis hoch zum Grat. Und tatsächlich - der See zeigt sich mir in eindrucksvoller Schönheit: von Eis und Schnee dick eingedeckt. Ich setze mich hin und geniesse das absolute Alleinsein, die Stille, den kurzen windstillen Moment, die Möglichkeit zu beobachten, wie sich die Wolken bewegen und zu hören, wie das Eis auf dem See lebt. Es knackt und knirscht an allen Ecken. Immer wieder fallen Steine auf den See und lösen dumpfe Geräusche aus. Ein sehr eindrücklicher Moment, den ich mir ganz bewusst verinnerliche. Wie klein ich doch inmitten dieser Kulisse bin.
Ziemlich müde trete ich den Rückweg nach Chukhung an. Ich begegne am ganzen Tag nur sechs Personen. Unter anderem treffe ich den Mann aus Polen wieder, welchen ich auf dem Nangkartshang bei Dingboche kennenlernte. Er erzählt mir, wie sein Kollege höhenkrank wurde und mit dem Helikopter aus Dingboche rausgeflogen werden musste. Nun möchte er den Island Peak alleine besteigen. Ob er es geschafft hat, weiss ich leider nicht.
Zurück in Chukhung behebe ich nach der Katzenwäsche gleich mein Kaloriendefizit. Als spätes Mittagessen bestelle ich eine Frühlingsrolle, ein paar Kartoffelspalten sowie eine Knoblauchsuppe. In der Stube wird eingeheizt und schon bald treffen alle wieder ein. Es wird von den jeweiligen Tageserlebnissen erzählt, von schlechtem Schlaf, Kopfschmerzen, Unwohlsein, der Lust auf einen saftigen Apfel, was man zu Hause macht und von welchen Abenteuern man träumt. Einmal mehr ein wunderbarer Austausch zwischen Menschen aus allen Ecken der Welt. Einige sind sehr skeptisch, ob der Kongma La Pass bei diesem Wetter passierbar ist. Der Neuschnee schreckt sie ab. Matt, Monic, Joshua und Giuseppe und ich sind uns aber einig, dass wir ihn am nächsten Morgen in Angriff nehmen möchten.
So geniesse ich den Abend in dieser tollen Runde und krieche wieder um 20:00 Uhr in den Schlafsack, lese einige Seiten und lassen meine Augenlider schon bald zufallen.