Annina Berweger

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Namibia Tag 2: Kalahari Anib Campsite - Canyon Road Campsite (Fish River Canyon)

Start: Kalahari Anib Campsite
Ziel: Fish River Canony / Canyon Road Campsite
Datum: 21.08.2022
Region: Kharas (Fish River Canyon)
Distanz: 393 km bis Canyon Road Campsite, 495km inkl. Fish River Canyon
Dauer: 4 h
Streckenprofil: Grösstenteils geteerte Strassen, erst das letzte Viertel Schotterpiste
Übernachtung: Canyon Road Campsite
Unser Rating: 8/10
Fauna: Antilopen, Dingo, Paviane, Sträusse, viele Vögel
Shopping: Benzin bei Canyon Road Campsite Tankstelle
Essen: Müesli, Brot, Erdnussbutter, Bananen, Spaghetti mit Tomatensauce

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Mein erstes Erwachen in Afrika. Nach einer sehr erholsamen und ruhigen Nacht erwachen wir bei eisigen Temperaturen. 2 °C Innentemperatur zeigt unser Thermometer an. Egal, ich bleibe noch etwas im warmen Schlafsack und geniesse die Morgendämmerung. Absolute Stille, bis auch die ersten Vögel erwachen und vor sich her pfeifen. Ich blinzle noch etwas schlaftrunken der Sonne entgegen und geniesse dieses langsame Aufstehen. Auch wenn es kitschig klingt, aber wir werden hier in Namibia denselben Rhythmus wie die Natur einnehmen. Aufstehen, wenn die Vögel beginnen zu singen und ins Bett kriechen, wenn sie verstummen. Nach einem ausgiebigen Frühstück in der Sonne mit Kaffee und Erdnussbutter-Toast packt mich mein Bewegungsdrang. Ich denke mir ein kleines Workout aus und springe und schwitze auf unserem Campingplatz. Nach der anschliessenden kalten Dusche bin ich definitiv wach. Die Sonne wärmt zwar mittlerweile, der Wind ist aber eisig und fies. So packen wir zusammen, prüfen den Reifendruck und brechen um ca. 10:00 gen Süden auf.

Schon zu Beginn unserer Reiseplanung war für uns klar, dass wir bis in den äussersten Süden des Landes fahren wollen. Den Fish River Canyon hatten wir bisher noch nicht besucht und so war es für uns ein absolutes Muss, den zweitgrössten Canyon der Welt zu bestaunen. Wir fahren unter einem wolkenlosen Himmel, als bereits in der ersten Stunde eine Gruppe Paviane vor uns die Strasse quert. Die sind ganz schön gross! Nach dem Mittag wechselt der Strassenbelag zu einer dirt road (Schotterpiste). Die Vegetation ist sehr vielfältig. Von einer unendlich scheinenden Ebene kommend, können wir am Horizont die ersten Berge ausmachen. Die Farben des Sandes, der Steine und der Sträucher ändert sich laufend und riesige Steinformationen türmen sich aus dem Nichts.

Je näher wir Mariental kommen, desto grüner wird es. Riesige Plantagen liegen am Fish River. Einige Meter fahren wir sogar durchs Wasser. Kurz nach Mariental sichten wir dann den ersten Strauss. Stolz und elegant steht er am Strassenrand und beäugt uns argwöhnisch. Weitere Sichtungen folgen während der Fahrt. Kurz vor dem Campingplatz erhaschen wir dann auch noch einen ersten Blick auf eine Herde Zebras. Die Fahrt bis zur Canyon Road Campsite vergeht wie im Flug, obwohl wir beinahe 400 Kilometer zurücklegen. Wir checken bei der Rezeption ein und erhalten unseren Stellplatz. Der Campingplatz empfängt seine Gäste mit wunderschönen, verrosteten Oldtimern, die in einem sehr gepflegten Gartenbereich mit Köcherbäumen stehen - ein wahrhaftiges Wunderland automobiler Nostalgie. Darüber hinaus gab es eine trendige Bar, ein kleines Museum und sogar eine Tankstelle auf dem Gelände. Die umliegenden Hügel bieten herrliche Wanderwege, die sich besonders nachts perfekt für Sterngucker eignen.

Wir fahren aber sogleich Richtung Fish River Canyon. Den möchten wir noch heute besuchen.

Inmitten der Natur aufwachen

Beim Gate des Fish River Canyons bezahlen wir den Eintritt (umgerechnet ca. CHF 10.-/Person) im kleinen Parkhäuschen. Merkt euch euer Nummernschild, das muss man bei jedem Gate und Campingplatz angeben. Vom Eingang können wir weiter bis zum Canyon fahren. Eine majestätische Schlucht eröffnet sich vor uns. Weit unten ist der gleichnamige Fluss auszumachen, der mit ganz wenig Wasser durch den Canyon fliesst. Kaum zu glauben, aber wir sind die einzigen Besucher! Weit und breit keine Menschen, ein Kontrast zum belebten Grand Canyon in den USA. Die Dimensionen des Canyons sind schlichtweg atemberaubend, und die Landschaft erscheint beinahe wie von einem anderen Planeten. Es gibt mehrtägige geführte Wanderungen (85 km) durch die Schlucht, jedoch müssen diese im Voraus gebucht werden und finden aufgrund der Hitze nicht das ganze Jahr über statt. Der Wanderweg ist heute gesperrt und alleine in die Schlucht zu steigen ist strengstens verboten. So geniessen wir den Canyon von oben. Ein Weg führt zu den Aussichtspunkten Hikers Point, Fish River Viewpoint und Swaelbron Lookout. Mit unserem 4x4-Fahrzeug sind diese leicht zu erreichen. Es gibt noch weitere beeindruckende Aussichtspunkte, deren Routen auf Google Maps zu finden sind. Da es nun bereits später Nachmittag ist, entscheiden wir uns, zurück zur Campsite zu fahren. (Auto fahren im Dunkeln sollte man tunlichst vermeiden!)

Die Sonne trügt - Frühstück mit Daunenjacke

Frisch angerührter Kaffee

Achtung - Paviane auf der Strasse

Übergang zur Sandstrasse

Unsere einzige Flussquerung

Ich konnte die Grösse und die Einsamkeit kaum fassen

Start für Wanderungen im Fish River Canyon (nur mit Guide!)

So kommen wir um ca. 18:00 Uhr wieder beim Campingplatz an. Während Christian einen kleinen Abendspaziergang auf den nahe gelegenen Hügel macht, bereite ich Fajitas zu. Ich geniesse das Kochen in fremden Ländern und insbesondere draussen über dem Gaskocher. Es gehört immer etwas Improvisation dazu und die gekauften afrikanischen Gewürze in der Sauce passen perfekt und treffen genau meinen Geschmack. Ich öffne unseren südafrikanischen Bag-in-Box Wein und schenke uns zwei Gläser davon ein. Langsam senkt sich die Sonne am Horizont, und der Himmel leuchtet in dem typisch afrikanischen Rot-Ton, den wir in Europa in dieser Intensität gar nicht kennen. Das typische Namibia-Gefühl überkommt uns. Wir fühlen uns total entspannt und geborgen. Gesättigt sitzen wir unter den Sternen, lauschen den Tiergeräuschen und geniessen die einzigartige Stimmung. Nachdem ich noch ein paar Astrofotos geknipst habe, steht der Abwasch im Abwaschhäuschen an und dann ist auch bereits Zeit fürs Dachzelt. Wieder sind wir vor 21:00 Uhr im Bett und beobachten von dort aus noch die Sterne. In dieser friedlichen Umgebung driften wir innerhalb von wenigen Minuten in einen tiefen Schlaf.

Canyon Road Campsite Eingang

Canyon Road Campsite

Canyon Road Campsite Bar und Museum

Christian auf dem Hügel neben dem Campingplatz

Stellplatz in der Abenddämmerung

Nachtessen in der Dämmerung