Annina Berweger

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Kungselden - FAQ

Zurück von meiner Trekkingwoche schwelge ich immer noch in Erinnerungen an diese einmalig schöne Zeit. Gerne erzähle ich euch ein bisschen davon.

Wie alles begann: Im Frühling las ich den Artikel "Skandinavien für Fortgeschrittene" und war sofort fasziniert von den wunderschönen Bildern. Diesen Artikel immer noch im Kopf, hat sich langsam die Idee gebildet, selber irgendwann einmal auf dem Kungsleden wandern zu gehen. Nach ein paar Wochen kam mir der Artikel wieder in den Sinn und ich beschäftigte mich mehr und mehr mit dem Kungsleden. Schnell war klar, dass ich auf dem Königsweg laufen will - und zwar dieses Jahr. So machte ich mich schlau über die verschiedenen Streckenteile und buchte ziemlich bald einen Flug nach Kiruna, Schweden.

110km sollten es werden - in 7 Tagen.

Da der ganze Reisebericht (und insbesondere die Fotos) einen Blogeintrag wohl sprengen würde, unterteile ich ihn ein wenig. Mit ganz vielen offenen Fragen startete ich meine Planung. Froh um jede brauchbare Information, möchte ich euch hier meine FAQ zusammenstellen.
Meine Packliste findet ihr hier: Packliste Kungsleden
Der Bericht folgt.


FAQ Kungsleden

Was ist der Kungsleden überhaupt?
Der Kungsleden (Königspfad) ist ein ca. 440km langer Fernwanderweg zwischen Abisko und Hemavan in Nordschweden. (Manchmal wird der südlichere Teil auch noch dazu gezählt, was nochmals ca. 350km sind). Um 1885 fasste der Schwedische Touristen Verband (STF) das Ziel, die Landschaften Lapplands zu erschliessen. Simpel gesagt, wurden Hütten und Wege gebaut, um einfacher durch die Berge Lapplands zu gelangen. Die Provinzen unterhalten nun die Wege, STF die Hütten.

Ist der Kungsleden etwas für mich?
Wenn du die rauhe wilde Natur magst, wirst du dich in den Kungsleden verlieben. Abgeschiedenheit, Ruhe, eine faszinierende Natur (mit Sonne, Schnee, Regen, Hagel), Tiere und kilometerlange Wege zum Laufen erwarten dich.

Wann soll ich auf den Kungsleden?
Die Sommersaison ist von Juni bis Mitte September. Es kann sein, dass im Juni noch Schnee liegt (die Tjäktja Hütte versank im Juni 2015 im Schnee). Ab Mitte September kommt der Winter und die Hütten schliessen. Vermeiden würde ich den "Hochsommer" Juli / August. Dies, da dann üblicherweise die Moskitos am aktivsten sind. Auch fallen die Sommerferien in diese Zeit - entsprechend herrscht mehr Betrieb auf den Pfaden. Dafür sind es es im Juni längere Tage - da wird es auch in der Nacht nicht dunkel.
Meine Reisezeit vom 24. August bis 1. September war ideal. Keine Moskitos, nicht viele Leute, nicht zu heiss und nicht zu kalt (zwischen -5 bis +15 Grad Celsius). Es wurde morgens um 05:00 Uhr hell und erst um 22:00 Uhr dunkel. Plus war die ganze Flora bereits in herbstliches rot, orange und gelb getaucht. Natürlich kannst du auch im Winter auf den Kungsleden - dann mit Langlaufski an den Füssen.

Platz für meine erste Nacht nach dem Abiskonationalpark

Welcher Streckenabschnitt soll ich laufen?
Ich habe mich für die Strecke Abisko - Nikkaluokta entschieden. Dieser Teil finde ich ideal für Trekkingeinstieger, "Alleingehende" und solche, die sich über ein paar Menschen auf dem Weg freuen. Abhängig würde ich die Strecke vom der persönlichen Fitness, Outdoorerfahrung, der verfügbaren Zeit, Jahreszeit, der persönlichen Vorliebe und ob man sein eigenes Zelt mittragen möchte, richten.

Ich hatte sieben Tage auf dem Trail eingeplant. Die gleiche Strecke hätte ich auch in fünf oder 14 Tagen laufen können. Plant lieber ein paar Tage mehr als zu wenig ein. Schliesslich soll kein Zeitdruck aufkommen. Die Strecke Abisko - Nikkaluokta ist bei Wanderern am beliebtesten. Sicherlich, da es nach jeder Tagesetappe eine STF Hütte gibt, in welcher man übernachten kann. Entsprechend muss kein Zelt mitgetragen werden. Auch ist die An- und Abreise unkompliziert. In einigen Hütten kann zudem Verpflegung gekauft werden.

Soll ich in den Hütten oder im Zelt übernachten?
Ich bevorzuge das Zelt und war sehr happy, dass ich es mitgenommen habe. Toll ist ja, dass du trotzdem spontan in der Hütte schlafen kannst. Als es bei der Tjäktjahütte zu schneien begann und es morgens -5° Celsius war, war ich ganz dankbar für ein richtiges Dach überm Kopf. Sicherlich ist es auch eine Gewichtsfrage. Mit Zelt, Schlafsack und Matte kommen ein paar Kilos mehr in den Rucksack. Dafür sparst du dir einiges an Übernachtungskosten.

Muss ich Verpflegung mitnehmen?
Ja. Es gibt zwar in einigen Hütten die Möglichkeit, Essen zu kaufen. Ob dann aber das dabei ist, was du gerne isst, ist nicht garantiert. Natürlich ist es wie die Übernachtung auch eine Preisfrage. Günstig ist das Essen nicht. Ich hatte einen Kocher dabei und brauchte ihn täglich. Morgens um Kaffee zu kochen, ein Müesli zu essen und abends ein Abendessen. Tagsüber ass ich nur Energieriegel. Ich hatte für die ganze Woche mein Essen (Trekkingnahrung) dabei (s. Packliste). Geschmacklich nicht immer super, aber es reichte.
In den Hüttenshops freute ich mich über eine Cola, Bier, Trockenfleisch und dunkles Brot. In der Sälka Hütte gab es sogar selbstgebackene Zimtschnecken! Ansonsten gibt es dort was gut gelagert werden kann. (Das Essen wird mit dem Schneemobil / Helikopter geliefert). Pasta, diverse Konserven, Haferflocken / Cornflakes, Energieriegel, Kekse, Cracker und diverse Aufstriche aus der Tube. Wenn dir das aber reicht, kannst du natürlich auch vor Ort einkaufen.

Einige Wanderer waren etwas kreativer als ich und hatten ganze Menüs zu Hause vorbereitet. Da gab es dann Hirse, Couscous, getrocknetes Gemüse zum kochen etc. Nächstes Mal werde ich da definitiv auch etwas kreativer sein. Im Internet findet man ganz tolle Rezepte dazu.

Mein Tipp: nimm was zum Naschen mit. Nach fünf Stunden durch den Regen schmeckt ein Stück der Lieblingsschokolade einfach herrlich. Auch leckere Snacks für den Tag sind wichtig. Schokoladenbananenbrot- und Blaubeerriegel waren meine Favoriten. Ich habe in dieser Woche eine Tafel Schokolade, zwei Ragusa, eine 1/2 Packung Traubenzucker, zwei Portionen süsser Apfel-Aprikosen Kompott, ein Schokoladenmousse und etliche Riegel verschlungen. Es hätte sogar ein bisschen mehr sein dürfen.

Habe ich auf dem Kungsleden Handyempfang?
Nein. Schön, oder? Läufst du in Abisko los, hast du kurz noch etwas Empfang - der ist aber ziemlich schnell weg. Anscheinend gibt es auf dem Tjäktja Pass einen Spot, bei dem du Empfang hast. Wo der genau ist, weiss ich aber nicht. Ich hatte erst in der Kebnekaise Fjällstation wieder Empfang. Respektive WiFi. Solltest du mal dringend einen Anruf tätigen, gibt es in den Hütten ein Satellitentelefon. (1 Minute = SEK 30).

Kurzer Sonnenschein nach Regen und vor dem Schnee. Bei der Tjäktja Hütte.

Gibt es Elektrizität?
Nein. In keiner Hütte gibt es Elektrizität. Willst du deine Batterien aufladen, nimmst du am besten eine Powerbank mit. (Im Flugzeug unbedingt im Handgepäck mitführen, im aufgegebenem Gepäck ist es verboten). In der Kebnekaise Fjällstation gibt es dann wieder Elektrizität.

Wie viele Stunden laufe ich pro Tag?
Das variiert von Tag zu Tag. Ich war täglich mindestens 5-6 Stunden am Laufen. Für die längste Strecke zwischen Abiskojaure und Alesjaure (22km) lief ich etwa 9 Stunden. Grob wird gesagt, dass man beim Trekking mit 2-3km Distanz / Stunde rechnen kann. Hört sich nicht nach viel an, du hast ja aber auch Gewicht auf dem Rücken und läufst nicht nur gerade aus. Mein Tipp: immer früh am morgen loslaufen. Ich stand meist um 06:30 Uhr auf und war dann eine Stunde später ready zum laufen. So kommst du nicht in Zeitnot und kannst auch genügend Pausen machen. Auch ist die Stimmung morgens immer ganz toll und es hat noch weniger Wanderer unterwegs.

Ist der Weg einfach oder schwierig?
Es ist kein schwieriger Weg. Nicht zu unterschätzen ist jedoch, dass Weg fast nie eben ist. Geschätzt würde ich sagen, dass 5% eben sind, 5% nur Steine (beim Tjäktjapass), 10% Holzplanken (manchmal etwas wacklig) und die restlichen 80% grober Weg mit kleinen und grossen Steinen. Daher muss man sich sehr auf den Weg achten, damit man nicht umknickt. Dies nimmt etwas Zeit und Konzentration in Anspruch.

Wie viele Pausen sollte ich machen?
Ich probierte mich jeweils an folgende "Regel" zu halten: 2 Stunden laufen, 30 min Pause / 1 Stunde Mittagspause. Meistens lief ich länger und machte kürzere Pausen. Bei Regen und starkem Wind, wurde es mir ohne Bewegung einfach schnell zu kalt. Es tat aber jedes Mal gut den Rucksack abzunehmen und die Beine zu strecken. Es ist kein Wettlauf - also geniesse es!

Ist der Weg für Kinder oder Hunden geeignet?
Der Weg wäre sicherlich toll mit Kindern. Einfach die Strecken gut einplanen. Hunde sah ich einige (ganz viele Huskies und sogar ein Pudel). In den Hütten gibt es manchmal sogar ein Hundezimmer (normale Betten + Platz für den Hund).

Wie reise ich an?
Viele fahren mit dem Nachtzug von Stockholm bis Abisko Turiststation. Wichtig: bei Turiststation ausstiegen und nicht bei Abisko Östra. Der Start vom Kungsleden ist nur ein paar hundert Meter vom Bahnhof entfernt. Der nächste Flughafen liegt in Kiruna. Ich bin via Stockholm nach Kiruna geflogen. Für jeden Flug gibt es einen Shuttlebus ins Dorf Kiruna. Übernachtet habe ich dann im Hotel / Hostel SPiS, bevor ich mit der Bahn am nächsten Vormittag bis nach Abisko Turiststation fuhr. Von Nikkaluokta gibt es zwei Busse / Tag nach Kiruna. Dann wieder eine Nacht im Hotel und am nächsten Tag via Shuttlebus zum Flughafen. Bei mir waren es somit zwei zusätzliche Tage für die An- und Abreise.

Ist der Weg gefährlich?
Nein. (Ja es gibt Bären und Vielfresser (Wolverine) in dieser Region - aber denen bist du ziemlich egal).

Kann ich den Weg alleine (als Frau) laufen?
Ja! Unbedingt! Es ist ein geniales Erlebnis den Weg alleine zu laufen. Ich habe mich keine Sekunde unwohl oder einsam gefühlt. Du bist im nirgendwo und es gibt gar nichts vor dem du dich zu fürchten hast.

Trifft man andere Menschen?
Ja. Läufst du die gleiche Strecke wie ich, wirst du garantiert ganz viele Wanderer antreffen. Es war schön, sich am Abend mit anderen auszutauschen. Schon bei der Anreise habe ich eine Gruppe aus Finnland und am zweiten Tag eine aus Deutschland kennengelernt. Ich bevorzugte das alleine gehen. Schön ist aber, dass du die Personen, die die gleichen Tagesabschnitte wie du laufen, immer wieder triffst. Ob bei einer Pause auf dem Weg oder abends in der Sauna. An einem Tag lief ich circa 4 Stunden ohne jemanden zu sehen. Ansonsten siehst du aber immer wieder mal vor oder hinter dir einen farbigen Rucksack (und weisst irgendwann auch welche Person dazu gehört). Anders aus Schweden, mit dem ich einen Tag unterwegs war, wanderte zuvor sieben Tage ab vom Kungsleden durch die Wildnis. Da traf er gar niemanden. Er genoss es daher umso mehr, sich wieder mit jemanden auszutauschen. So lange du also auf dem Kungsleden bleibst, bist du nicht alleine.

Kann ich die Strecke variieren?
Ja. Das werde ich das nächste Mal sicher auch machen. Nimm unbedingt eine Karte mit und dann kannst du auch spontan mal eine andere Route wählen.

Was war der schönste Moment?
Am zweiten Tag nach 22km laufen in der Sauna der Alesjaurestuga schwitzen, dann nackt die steile Holztreppe runterkletten und im eiskalten Fluss einen Kälteschock bekommen. Dazu zwei total lustige Typen aus Deutschland, den Sonnenuntergang und eine traumhafte Landschaft. Fast schon kitschig und echt unvergesslich!

Sauna bei der Alesjaurastuga - rechts gehts steil zum Fluss runter

Was sind STF Hütten?
Ähnlich wie unsere SAC Hütten, unterhält der STF mit Hüttenwarten Hütten (Stuga) in ganz Schweden (auch Hostels und Hotel in Städten). Entlang dem Kungsleden gibt es mehrere Hütten. Zwischen Abisko und Nikkaluokta findest du nach jeder Tagesetappe eine. Gehst du weiter südlich, werden sie etwas rarer. Auf ihrer Website findest du eine Übersicht alles Unterkünfte. Alle Hüttenwarte waren sehr freundlich. Der Hüttenwart in Sälka hat bei jeder Möglichkeit geduldig schwedisch mit mir gesprochen, ganz viel aus seinem Leben erzählt und mich bei der Verabschiedung ganz fest gedrückt. Die Tjäktjahütte unterhielten ein Paar aus Schweden/Deutschland. Dank der grossen deutschen Reisetruppe hielt der Hüttenwart eine längere Rede mit sehr vielen Informationen rund um den Kungsleden und die Gegend. Ganz toll!

Lohnt sich eine STF Mitgliedschaft?
Direkt in einer Hütte (oder online) kannst du Mitglied vom STF werden (für ca. CHF 35.-). Planst du in/bei mehreren Hütten zu übernachten (ob mit Zelt oder in der Hütte) lohnt sich eine Mitgliedschaft. Als Mitglied gibts dann bei allen Übernachtungen einen Rabatt. Nun kannst du in einer Hütte übernachten (circa 30.-) oder dein Zelt in der Nähe der Hütte aufschlagen (dafür zahlst du nur circa CHF 10.-). Möchtest du in der Hütte übernachten, garantiert STF, dass sie auch bei voller Belegung noch ein Platz für dich finden (dann werden auch mal Matrazen in der Küche ausgebreitet). Hunde dürfen ebenfalls in der Hütte übernachten.

Wie funktionieren die STF Hütten?
In jeder Hütte gelten die STF-Regeln. Da es weder Elektrizität noch fliessendes Wasser gibt, muss angepackt werden. Alle Gäste werden dazu aufgefordert, gemeinsam den Unterhalt zu sichern. Was du also während deinem Aufenthalt brauchst, sollst du auch nachfüllen. Holz spalten für den Hüttenofen und die Sauna, frisches Wasser holen zum Kochen, Abwaschen und den Saunaofen. Es ist ein fröhliches miteinander und funktioniert wirklich wunderbar. Übernachtest du in deinem Zelt, darfst du die Räumlichkeiten ebenfalls benützen. Sauna, Küche, Toiletten und Aufenthaltsraum. Auch kannst du bei jeder STF Hütte Abfall entsorgen. Einige Hütten verfügen über einen kleinen Shop mit Lebensmitteln sowie ein Satellitentelefon.

Würdest du etwas anders machen / mitnehmen?
Ich habe lange darüber nachgedacht. Aber nein. Ich würde es genau so wieder machen. Bereite dich gut auf das Trekking vor und geniesse es dann in vollen Zügen! Auch wenn mal etwas schief geht oder das Wetter nicht so toll ist. Es ist ein einmaliges Abenteuer!

Weitere Fragen bitte einfach fragen! Dann kann ich die gleich auch hier hinzufügen! Ein paar hilfreiche Links folgen.